Marcel und Maximilian
Hallo, auch wir möchten gerne unsere Geschichte erzählen.
Alles begann im Mai
2009, als wir erfahren haben, dass ich schwanger war. Wir waren
überglücklich, dass ich schwanger war, und dann auch noch
gleich Zwillinge! Unsere Freude war riesig, dass es nach 6 Jahren
endlich mal geklappt hatte. Ich selber konnte es nicht gar nicht
glauben.
Bis zu der 10. SWW war
alles normal, doch dann bei der nächsten Untersuchung in der 14.
SSW, hat uns der Arzt gesagt, dass mit dem einen Baby etwas nicht
stimme. Es war ein Schock für uns. Die Ärztin sagte aber,
wir sollen erst noch eine genauere Ultraschalluntersuchung vornehmen.
Zwei Tage später
hatten wir in Stuttgart bei Dr. T. einen Termin. Dieser
untersuchte uns so ungefähr eine Stunde, dann sollten wir kurz
im Wartezimmer Platz nehmen; er müsse die Bilder noch genau
berechen und anschauen. Nach einer Viertelstunde hat er uns dann
bestätigt, dass bei dem einem Kind eine Störung vorhanden
sei, das Krankheitsbild sei die Anenzephalie. Er erklärte uns
kurz was diese Krankheit ist, doch wir waren eigentlich gar nicht
mehr aufnahmebereit und waren wie geschockt.
Dann hatte er noch uns
eine Reduktion des kranken Kindes erklärt um eine sichere
Schwangerschaft für dass andere Kind zu gewährleisten, das
nach seiner Meinung gesund sei. Wir sollten noch gleich eine
Untersuchung des Mutterkuchen vornehmen um sicher zu sein, dass keine
genetische Erkrankung vorliege. Wir hatten dem dann zugestimmt,
obwohl auch hier ein Risiko für eine vorzeitige Geburt besteht.
Dr. T. hatte uns dann noch
gesagt, wenn wir eine Reduktion durchführen wollen, sollte dies
so schnell wie möglich sein. Er sei jedoch bereits im Urlaub, so
dass wir in den nächsten Tagen nach Tübingen in die
Uniklinik gehen müssten.
Nachdem wir dann zu
Hause waren, haben wir erst mal im Internet nach dieser Anenzephalie
gesucht und danach konnten wir uns darunter etwas mehr vorstellen.
Wir waren immer noch geschockt und heulten nur noch. Alle hatten sich
über die Zwillinge gefreut und nun so was.
Am übernächsten
Tag gingen wir nach Tübingen, hier wurde die gleiche
Untersuchung durchgeführt. Wir hatten ein gehofft, es käme
ein anderes Ergebnis raus, doch der Arzt hat nur alles bestätigt
was Dr. T. uns erzählt hatte. Wir müssten nun über
eine Reduktion von Marcel nachdenken. Uns wurde auch erklärt,
dass nach dem Eingriff die Gefahr bestehe, dass beide Zwillinge
sterben. Für uns war jedoch ein Abtöten von Marcel
unvorstellbar und auch dass Risiko für Maximilian zu groß.
Wir sollen es uns nochmals genau überlegen, doch je später
der Eingriff vorgenommen würde, je höher sei das Risiko für
das gesunde Kind.
Mein Mann und ich haben
uns noch eine halbe Stunde alles durch Kopf gehen lassen bis wir dann
noch ein Gespräch mit dem Oberarzt Dr. A. hatten. Wir haben
ihm erzählt, dass wir die Schwangerschaft mit beiden
weiterführen. Er sagte, die sei eine weise Entscheidung. Er hat
uns dann auch nochmals alles erklärt, was auf uns zu kommen
würde. Falls wir Unterstützung brauchen würden,
sollten wir uns ruhig an ihn wenden. Er hat uns auch empfohlen
weiterhin bei Dr. T. in Behandlung zu bleiben, wenn uns der Weg
nach Tübingen zu weit sei.
Wir waren dann
regelmäßig bei der Untersuchung bei Dr. T.. In der
29. SWW mußten wir dann eine reduktive Fruchtwasserpunktion
durchführen, da in Marcels Fruchtblase zu viel Fruchtwasser war.
Die Behandlung wurde in der Frauenklinik von Stuttgart durchgeführt,
da auch bei diesem Eingriff Wehen ausgelöst werden können.
Ich hatte sehr große Angst davor, das Ganze ging aber recht gut
mit der Unterstützung meines Mannes. Nach der Punktion kam ich
in den Kreissaal zur Überwachung mit Wehenhemmer und etc. Nach
zwei Tagen konnte ich dann wieder nach Hause.
Drei Wochen später
schickte uns Dr. T. wiederum zur Punktion, sein Ziel war es die
35. SSW zu erreichen. Nach weiteren 10 Tagen wurde nochmals eine
Punktion durchgeführt und es wurde auch schon ein Termin für
den Kaiserschnitt auf den 12.01.10 geplant.
Zwei Tage später,
am 7.01.10, war das Fruchtwasser jedoch schon wieder so hoch, dass
die Ärztin uns ins Krankenhaus schickte. Dort hat man uns
gesagt, dass keine Punktion mehr durchgeführt würde, ich
solle zur Beobachtung bleiben. Dann fingen auch die Wehen an und man
hatte alles für einen Notkaiserschnitt vorbereitet.
Die Geburt war dann
endlich am nächsten Tag ich konnte es durch dass viele
Fruchtwasser auch nicht länger aushalten.
Wir hatten Angst vor der
Geburt, doch es ging alles recht gut und schnell. Als erstes kam
Maximilian per Kaiserschnitt zur Welt, ich konnte seinen ersten
Schrei hören.
Dann kam Marcel zur
Welt, hier konnte ich keinen Schrei hören.
Die Aufregung war sehr
groß. Wie steht’s um die beiden? Mein Mann kam als erstes
mit Maximlian zu mir, ich war voll erfreut. Dann war Marcel dran. Ich
konnte meine Tränen nicht mehr halten. Marcel war noch am Leben,
jedoch schon sehr schwach, und nach einer guten Stunde ist er dann
eingeschlafen.
Die Hebammen der Klinik
hatten Marcel schön mit einem Kleid angezogen und einem Brief
von allen Ärzten und Hebammen, so konnten wir dann am Abend
gemeinsam von Marcel Abschied nehmen.
Marcel war 33cm groß
und wog 850gr. Wir werden dich nicht vergessen du bist und bleibst
unser kleiner Engel und du wirst immer in unseren Herzen leben. Wir
lieben und vermissen dich sehr mein süßes Baby.
Maximilian war 46 cm
groß und wog 2160 gr.
Ich selber durfte schon
nach 5 Tagen die Klinik verlassen. Maximilian wurde weiterhin noch
für 3 Wochen auf der Neo der Kinderklinik versorgt, wir hatten
ihn jeden Tag besucht und auch versorgt.
Über die Geburt
hatten wir uns zwar gefreut, jedoch war der Verlust um Marcel immer
vorhanden, so dass doch nicht die richtige Freude aufkam, auch unsere
Bekannte und Freunde blieben deshalb etwas auf Abstand.
Er wird bald erst 3
Monate alt, aber er ist gesund und macht uns total glücklich.
Ich muss mich bei Gott
sehr bedanken, ohne ihn wäre alles nicht so gelaufen wie es ist.
Das nächste, was
uns nochmals sehr mitgenommen hatte, war die Beerdigung unserem
Marcel. Es war ein schwerer Gang.
Es ist halt immer schwer
wenn der Geburtstag auch gleich der Todestag ist, und dies wird uns
jedes Jahr an ihn erinnern.
Ich möchte auch
danken, dass es diese Seite gibt, sie hat uns mit den verschiedenen
Erfahrungen auch sehr bei unseren Entscheidungen und Informationen
geholfen.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.02.2019