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Michaela Hope

 

Michaela Hope, baby in Anenzephalie

8.2.1999 - 18.2.1999

Im September 1998 brachte ein Routineultraschall ans Licht, dass das Gehirn und die Schädeldecke unseres Babys sich nicht entwickelt hatten. Da wir nicht glauben konnten, dass etwas an unserem Baby nicht normal sein könnte, suchten wir nach Antworten und forderten Zweit- und Drittmeinungen an. Die ärzte erklärten uns, dass Michaelas Schädeldecke fehlte, von den Augenbrauen an aufwärts. Im besten Fall würde sie 48 Stunden lang leben. Ich war zu diesem Zeitpunkt in der 20. Schwangerschaftswoche und wir hatten folgende Möglichkeiten: Abtreibung, verfrühte Geburtseinleitung oder die Schwangerschaft auszutragen.

Wir hatten bereits zwei wunderbare, gesunde kleine Jungen zu Hause, 4 Jahre und 19 Monate alt, und konnten uns das Leben ohne eines von ihnen nicht vorstellen. Auch nicht ohne dieses Baby. Konfrontiert mit der Realität, dass unser Baby sterben würde, machten Joey und ich einige Gewissensprüfungen durch, und nach mehreren Wochen entschlossen wir uns, die Schwangerschaft weiterzuführen. Diese Entscheidung gab uns innere Ruhe und erlaubte uns, uns auf unser Baby zu konzentrieren. Sie gab uns auch den besten Weg, sie zu lieben, wiel lange sie auch mit uns bleiben würde.

Nachdem wir diese Entscheidung getroffen hatten, nahmen wir Kontakt zu den ärzten der Mayo Clinic in Rochester auf und baten um eine Untersuchung. Nach einem langen Ultraschall, Diskussionen mit Perinatologen und Neonatologen verliessen wir Rochester zuversichtlich und befestigt in unserer Entscheidung, unser Baby auszutragen.

Ich begann Informationen zu suchen, vor allem im Internet, um alles was ich nur konnte über Anenzephalie herauszufinden. Was ich fand war oft widersprüchlich und nicht sehr hilfreich. Ich erinnere mich, wie ich eines Nachts am Computer sass, und nach Informationen suchte. Da sah ich das erste Foto eines Babys in Anenzephalie. Es war ein Bild eines sehr schwer fehlgebildeten Babys, das unter anderem auch Anenzephalie hatte. Gestützt auf die Aussagen unseres Arztes glaubten wir jedoch, dass unser Baby völlig normal aussehen würde von den Augenbrauen an abwärts. So suchte ich weiter, bis ich endlich ein Foto eines Babys in Anenzephalie fand, das ich repräsentativ fand.

Die Vorbereitung von Michaelas Geburt war aufregend aber auch völlig verrückt, da wir ja wussten, dass ihre Geburt auch bedeutete, dass wir sie verlieren würden. Doch wir bereiteten uns und unsere Mitmenschen vor für den Tag, an dem sie ankommen würde. Nachdem wir einen Termin für den geplanten Kaiserschnitt festgelegt hatten, trafen wir das Krankenhauspersonal um mit ihnen einen detaillierten Geburtsplan durchzugehen. Er erklärte genau, was wir für Michaela und uns wünschten. Wir trafen rechtzeitig alle Krankenschwestern, die sich um Michaela kümmern würden. Diese Vorbereitung half uns, uns sicherer zu fühlen, als der 8. Februar anrückte. Wir waren sicher, dass man unseren Bedürfnisse entgegenkommen würde.

Der 8. Februar war viel schneller da, als wir uns das vorgestellt hatten. Um 11.44 Uhr kam Michaela durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Sie war 42 cm lang und wog 2480 g. Michaela hatten Schwierigkeiten zu atmen, so brachte die Krankenschwester sie direkt zu uns. Alles was ich denken konnte, war wie sehr ich dieses kleine Mädchen liebte, wie perfekt sie aussah und wie alles andere an Wichtigkeit verloren hatte. Joey und ich sagten ihr immer wieder "ich liebe dich", bis der Krankenhauskaplan kam um sie zu taufen. Schon bald schien sich ihr Gesundheitszustand zu stabilisieren. Ihre Atemschwierigkeiten nahmen ab, und sie öffnete ihre Augen.

Michaela und Joey blieben bei mir, bis es Zeit war, in unser Zimmer zurückzukehren. Dort wurde sie gewaschen und man legte ihr einen kleinen Schlafanzug an, auf dem "Papas kleines Mädchen" stand. Wir hatten verschiedene Neugeborenenmützchen mitgebracht, doch zu unserer grossen Enttäuschung waren sie alle zu gross! So trug Michaela das elastische kleine Mützchen des Krankenhauses um ihre grossen Brüder zu treffen. Die Jungen waren begeistert von ihr. Michaela hielt ihre Finger und öffnete ihre Augen. Cole sagte ihr, wie sehr er sie liebte und Austin, selber noch ein kleiner Lausbub, gab ihr jede Menge Küsschen und Umarmungen. Wir waren eine fünfköpfige Familie... für eine kurze Zeit.

Michaela blieb die ganze Zeit, die wir im Krankenhaus verbrachten mit mir und Joey. In dieser Zeit lernten wir unser kleines Mädchen mit jeder Minute, die vorbeiging, besser kennen und lieben. Michaela machte manchmal Saugbewegungen, doch ihr da ihr Saugreflex sehr gering war, entschieden wir uns, ihr abgepumpte Muttermilch mittels einer Magensonde zu verabreichen. Ihren Kopf behandelten wir mit einer dreifachen Antibiotikasalbe, und deckten ihn mit einer sterilen Gaze zu. Die Pflege Michaelas war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie war ein wertvoller kleiner Engel vom Anfang an.

Die ärzte und Krankenschwestern waren wunderbar und immer sehr aufmunternd. Michaela wurde als "die kleine Kämpferin" bekannt, was laut ihrem Vater von mir kommt. Sie öffnete oft ihre Augen im hellen Licht, und umklammerte unsere Finger, wie um zu sagen: "ich liebe dich!" Sie reagierte sogar auf die Stimmer ihres Vaters, indem sie ihre Augen öffnete und sich ihm zuwandte. Wir kamen zu der überzeugung, dass Michaela mehr wusste als sich es irgendjemand vorstellen konnte. Sie hatte ihre eigene Persönlichkeit mit einer wunderschönen Seele.

Am 10. Februar durften wir sie nach Hause nehmen. Ich werde immer an diesen Tag zurückdenken, als den schönsten meines Lebens. Von dem Augenblick an, als wir erfuhren, dass sie nicht leben würde, war mein einziger Wunsch, sie nach Hause nehmen zu dürfen, damit sie unser Leben teilen könnte. Sie war der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit, und der Augapfel ihrer Brüder. Cole liebte es sie zu halten, während ich das Geschirr wusch, und Austin drückte sie an sich und sagte: "Ohhh Baby". Sie war die Tochter die wir uns ersehnt hatten und die beste kleine Schwester, die sich die Jungen vorstellen konnten.

Einen Tag nachdem wir Michaela nach Hause gebracht hatten, starb meine Grossmutter. Es war eine sehr schwierige Zeit für uns. Ich verstand nicht, warum alles immer schlimmer wurde. Ich erinnere mich, wie ich auf Michaela runter sah und aufschluchzte... Ich wollte sie nicht auch noch verlieren. Dann, am Valentinstag, nur drei Tage später, starb eine Freundin von mir plötzlich. Ich fühlte mich, als ob meine gesamte Welt unterging. Doch dann wurde mir klar, dass nun zwei weitere Personen im Himmel sein würden, um Michaela sagen zu können, wie sehr wie sie gewollt und geliebt hatten. Sie würde immer jemanden haben, der sie küssen und umarmen würde, wenn wir das nicht mehr konnten.

Einen Tag nach dem Valentinstag nahmen wir Michaela mit zu den Siouxfällen (Süddakota), die etwa 150 km entfernt sind. Diesen Ausflug machten wir öfters mit den Jungen, und wenn ich zurückschaue, bin ich so froh, dass wir sie an diesem Tag, dorthin gebracht haben. Wann immer wir jetzt dorthin zurückkehren, so kann ich an Michaela denken, wie eng wir alle im Auto zusammen waren, für diese wenigen Stunden. Es wurde eine weiter Erinnerung daraus, auf die wir mit einem Lächeln zurückblicken können. Eigentlich setze ich mich nie ins Auto, ohne an diesen Tag zurückzudenken, und wie wunderbar es war, Michaelas Mutter zu sein.

Unsere Tage wurden fast zur Routine. Ich gebe zu, dass es sehr aufreibend war... doch es war es wert. Michaela ass alle drei Stunden. Da ich meine Milch abpumpte, war ich nachts alle zweieinhalb Stunden wach. Tagsüber spielten wir mit den Jungen und machten die Hausarbeit. Doch vor allem wechselten wir uns ab, um Michaela zu halten, um ihr zu sagen, dass alle im Himmel schon auf sie warteten. Wir sangen spezielle Lieder für sie und erzählten ihr immer wie stolz wir auf sie waren, wie sehr wir sie liebten. Sie machte aus uns bessere Eltern, einfach nur durch ihr Sein.

Alles ging ganz gut bis zur Nacht des 17. Februars. Als ich sie um 22 Uhr wickelte, schien noch alles in Ordnung, dann hatte sie ihren ersten von mehreren Anfällen. Wir riefen sofort unsere Familie an, damit sie rüber kamen und den Hospizdienst benachrichtigten. Wir waren nicht sicher, wie lange Michaela noch mit uns sein würde. Doch sie war eine Kämpferin. Nach etwa einer Stunde ging es ihr wieder besser und alle gingen wieder nach Hause. Joey und ich verbrachten den Rest der Nacht indem wir Michaela in unseren Armen hielten und ihr auf Wiedersehen sagten. Nach wenigen Stunden schlief ich mit ihr in meinen Armen ein, und erwachte erst eine Stunde später wieder, als sie weinte. Sie hatte wieder Anfälle und nach jedem Anfall wurde sie schwächer. Es war so ein hilfloses Gefühl, alles was wir tun konnten, war sie zu halten und ihr unsere Liebe zu zeigen. Ein Teil von mir wollte, dass sie in Frieden sein konnte, doch ein anderer Teil wollte sie für immer für mich haben.

Michaelas Zustand war in der Schwebe, doch wir fühlten, dass das Ende nah war. Wir nahmen den ganzen Morgen des 18. Februars Photos auf mit Michaela und uns, bis Joeys Schwester kam und die Jungen zum Mittagessen mitnahm. Cole und Austin küssten Michaela zum Abschied und sagten ihr, wie sehr sie sie liebten. Dann waren wir nur wir drei im Haus, Michaela, Joey und ich. So wie wir es zehn Tage zuvor im Operationssaal waren. Sie schien auf diesen Moment gewartet zu haben. Zehn Minuten nach Zwölf starb sie in ihres Vaters Armen. Unsere kleine Kämpferin war frei... sie war nun in Jesus' Armen.

Joey und ich verbrachten die nächste Stunde so alleine, wir hielten Michaela und weinten. Seit wir wussten, dass sie nicht leben können würde, war das Schlimmste, was ich tun musste, sie gehen zu lassen. Wir schnitten ihr eine Haarlocke am Hinterkopf ab, wechselten ihren Kopfverband das letzte Mal bevor wir unsere Familie benachrichtigten.

Die nächsten Tage waren wie eine Wirbelwind... Ich hastete in der ganzen Stadt herum, um Michaelas Begräbnis vorzubereiten. Ich machte Blumenarrangements, bereitete Luftballons vor, und rahmte jede Menge Fotos ein. Ich wollte, dass jedermann unser wertvolles kleines Mädchen sehen konnte, wie sie noch am Leben war. Ich wollte, dass die Leute wussten, dass wir unsere Tochter nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe ausgetragen hatten. Ich wollte, dass alle sahen, wie speziell sie war, und dass wir alles, alles, gegeben hätten, um sie noch bei uns zu haben.

Michaelas Begräbnis war am Montag, dem 22. Februar 1999, um 10 Uhr morgens. Sie ruhte in einem rosaroten Sarg, mit kleinen rosaroten Rosen bedeckt. Joey hatte die Lieder, die wir für Michaela gesungen hatten, für die Feier zusammengetragen. Cole hatte etwas für Michaela und Gott geschrieben, das er in den Sarg legte. Wir legten ihr rosarote Tennisschuhe an, mit einem weissen Anzug. So konnte sie in den Himmel rennen. Austin gab ihr eine kleine Puppe mit. Sie liegt unter einem grossen Schattenbaum, da wo ihr Papa und ich eines Tages liegen werden.

Nun sind es schon bald drei Monate her, dass Michaela geboren wurde. Wenn wir sie auch sehr vermissen, so weiss ich doch, dass sie an einem besseren Ort ist. Sie ist sicher in Jesus' Armen, geliebt von jenen, die ihr in den Himmel vorausgegangen sind. Die Strasse der Heilung ist steinig und ich gebe zu, dass es immer noch Tage gibt, an denen ich weine, sobald ich an Michaela denke. Doch sie wird sicher wollen, dass wir glücklich sind, und ich bin wirklich glücklich. Ich bin glücklich darüber, dass ich eine Gelegenheit hatte, ein kleines Mädchen zu lieben, das meinem Leben einen neuen Sinn gab. Sie gab mir die Freude, einen Engel zu halten... wenn auch nur für eine kleine Weile.

Missy


Aktualisierung:

Nach Michaela bekamen Missy und Joey drei gesunde Töchter. Makenna Elise kam am 2. Juni 2000 zur Welt, Gracie Katherine am 14 Februar 2003 und schliesslich Eryn Renee.

Englische Webseite mit Kontaktmöglichkeit zu den Eltern

 

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.02.2019